Welt-Aids-Tag 2024

Warum uns HIV und AIDS immer noch herausfordert

Welt-AIDS-Tag

Am 01.12. ist Welt-AIDS-Tag (WAT) – und jährt sich zum 36. Mal. Trotzdem sind wir noch weit entfernt vom Ziel, Ansteckungen mit dem HI-Virus bis 2030 gänzlich zu verhindern. 

Der Welt-AIDS-Tag wird seit 1988 immer am 1. Dezember begangen aus Solidarität mit den Menschen, die mit dem HI-Virus leben und zum Gedenken an die Toten. Die Identifizierung des Virus vor rund 40 Jahren machte möglich, dass Tests zum Nachweis von HIV zur Verfügung standen. 1987 wurde das erste Medikament zugelassen. Es hemmte die Achillesferse des Virus, das Enzym Reverse Transkriptase, so dass sich der Erreger nicht vermehren kann. Inzwischen gibt es viele verschiedene Arzneistoffe gegen HIV, die in unterschiedlicher Kombination die Virusvermehrung sehr effektiv unterdrücken. 

Betrug die Lebensspanne nach der Diagnose HIV-positiv in den 80er Jahren rund ein Jahr, können Menschen, die heutzutage nach einem positiven HIV-Test früh mit der antiviralen Kombinationstherapie starten, eine nahezu normale Lebensdauer erwarten. Außerdem ist HIV unter Therapie nicht übertragbar.  Inzwischen gibt es sogar Depotspritzen mit HIV-Medikamenten, die nur monatlich verabreicht  werden müssen. 

Seit rund zehn Jahren stehen zudem HIV-Medikamente zur Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) zur Verfügung. Die PrEP ist eine Safer-Sex-Methode, bei der HIV-Negative ein Medikament einnehmen können, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. 

Auch wenn sich die Hoffnung auf einen Impfstoff bis heute nicht verwirklichen ließ, hat das Virus von seinen Schrecken weitgehend verloren. Alles gut jetzt? Leider nein. Es gibt zahlreiche Lücken, die geschlossen werden müssen. 

Versorgungslücken

Die verfügbaren HIV-Therapien sind sehr wirksam. Wicht ist es aber, dass weltweit möglichst vielen Infizierten diese Therapie auch zur Verfügung steht. Das führt nicht nur zum Überleben von HIV-Patienten, sondern senkt auch die weltweiten Infektionszahlen, weil gut Therapierte das Virus nicht mehr übertragen.

Das formulierte  Kampagnenziel der Vereinten Nationen (UNAIDS) lautet: Bis 2030 soll die Neuansteckungsrate weltweit auf Null zurückgedrängt werden. Doch verschiedenste Krisen haben die Gesundheitssysteme weltweit auf die Probe gestellt und gefährden die 95-95-95-Ziele der UN: 

  • 95 Prozent der HIV-positiven Menschen sollten informiert sein, dass sie das Virus in sich tragen. Voraussetzung sind  flächendeckende Testmöglichkeiten. 
  • 95 Prozent der HIV-positiven Menschen sollten HIV-Medikamente erhalten, die wiederum bei 
  • 95 Prozent von ihnen das HI-Virus wirksam unterdrücken und eine Weitergabe verhindern.

Dass es geht, zeigen ausgerechnet Länder wie Botswana, Ruanda, Tansania und Simbabwe: Dort sind die 95-95-95-Ziele erreicht. Nicht so bisher in Deutschland. Hierzulande wissen aktuell nur rund 90 Prozent der HIV-Infizierten, dass sie das Virus in sich tragen.

"Wir können AIDS beenden, wenn wir die Ungleichheiten beseitigen, die die Krankheit aufrechterhalten" sagte UNAIDS-Direktorin Winnie Byanyima. Alle Menschen müssen Zugang zu Präventionsmethoden, zu diagnostischen Tests und zur medizinischen Versorgung haben. Oft sind hier  Frauen vernachlässigt. 

Wissenslücken 

Wer sich einmal mit dem HI-Virus angesteckt hat, wird es nicht mehr los. Medikamente können die Vermehrung des Erregers zwar so stark drosseln, dass er in den Körperflüssigkeiten nicht mehr nachweisbar ist, dennoch überdauert das Virus lebenslang in infizierten Körperzellen.

Bislang kann keine Heilung von HIV durch die Therapie erzielt werden. Stattdessen müssen Betroffene die Therapie lebenslang anwenden. Hohe Kosten, Nebenwirkungen und Entwicklung von Resistenzen sind die Folge. Diese haben zwar abgenommen, trotzdem ist es wichtig, dass die Betroffenen verstehen, wie sich die Resistenzen gegen HIV-Medikamente entwickeln, und wissen was man dagegen unternehmen kann. Außerdem gibt es Menschen, bei denen sich eine gesunde Immunfunktion trotz antiviraler Therapie nicht wieder vollständig herstellen lässt, die also anhaltend immungeschwächt bleiben. 

Um hier weiterzukommen, beschäftigen sich Forscher daher mit einer Gruppe von HIV-Infizierten, die auch ohne Medikamente das Virus jahrelang in Schach halten und nicht an AIDS erkranken. Das sind etwa 5 Prozent aller HIV-Infizierten. Offenbar gelingt es bei ihnen vor allem den Zellen der angeborenen Immunabwehr das Virus zu kontrollieren und an seiner Ausbreitung zu hindern. Bei den sog. Elite-Controllern sinkt die Virusmenge sogar unter die Nachweisgrenze. Die Hoffnung ist, dass besseres Wissen  über die immunologischen Prozesse bei den Elite-Controllern den Weg zu weiteren medikamentösen Therapien eröffnet. 

Impflücken

Alle Entwicklungsversuche der letzten 40 Jahre, einen Impfstoff zu entwickeln, sind gescheitert. vielleicht brächten mRNA-Impfstoffe jetzt den entscheidenden Schritt nach vorn. Die Fehlschläge bisheriger Impfstoffe liegen in der Natur des Virus, sich ständig zu verändern. Es ist zu hoffen, dass die Forschung von der RNA-Technologie profitieren wird.

Informationslücken

Informieren schützt vor Diskriminierung. Bei Befragungen des Projekts "positive stimmen 2.0" erklärte eine Großteil der Befragten, 90 Prozent, gut mit der HIV-Infektion leben zu können. Mehr als die Hälfte beschrieb aber auch, dass Vorurteile ihr Leben beeinträchtigten, 95 Prozent hatten im Jahr vor der Befragung Diskriminierung  erfahren. Die wichtigste Frage ist für viele Menschen, ob im Umgang mit einer HIV-positiven Person Ansteckungsgefahr besteht. Dabei ist es eine wichtige Botschaft: "HIV ist unter Therapie nicht übertragbar!" Die meisten Leute wissen das noch nicht.

Auch als Hetero ist es sinnvoll, hin und wieder einen HIV-Test zu machen, auch wenn man sich nicht als gefährdet einstuft. Andererseits ist eine HIV-Infektion nichts, was man sicher ausschließen kann. Wer unbemerkt HIV-positiv ist, kann aus Versehen seine Partner anstecken. Wer einen Test macht und im Fall der Fälle eine Therapie beginnt, ist dagegen auf der sicheren Seite. 

Testmöglichkeiten bei der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit und Aufklärung in Westmecklenburg:

HIV-Schnelltest

  • jeden Dienstag 14-19 Uhr in der Beratungsstelle Wismar, Kleinschmiedestr. 7, 23966 Wismar, Tel. 03841/214755, info@bsga-mv.de 
  • jeden Donnerstag 15-18 Uhr in der Beratungsstelle Ludwigslust-Parchim, Lübecker Str. 43, 19057 Schwerin, Tel. 0385/568645

Anmeldungen auf der website www.bsga-mv.de unter Veranstaltungen